Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum – Reminiszenz an Knappen und Kumpel
Das Deutsche Bergbau-Museum (DBM) in Bochum verbindet auf einer Ausstellungsfläche von rund 13.000 m² die historische Welt des Bergbaus mit einer modernen, renommierten Forschungseinrichtung für Montangeschichte. Jährlich kommen etwa 370.000 Besucher in das größte und bedeutendste Bergbaumuseum der Welt, damit gehört das DBM zu den meistbesuchten Museen Deutschlands. Seine Bedeutung in der Museumslandschaft beruht auf der äußerst umfassenden und anschaulichen Präsentation des weltweiten Montanwesens von der Frühzeit bis zur Gegenwart; einen passenden Rahmen bildet die direkte Umgebung mit dem Ruhrgebiet und seiner großen Bergbautradition. Das gesamte Museumsgelände wird unterteilt in die drei großen Hauptbereiche Anschauungsbergwerk, Museum/Ausstellungen und Forschungsinstitut/Dokumentation. Als markantes Wahrzeichen überragt ein grünes Fördergerüst aus der aufgelassenen Dortmunder Zeche Germania das Areal mit über 20 thematisch unterschiedlichen Hallen, die Sammlungen und Ausstellungen umfassen rund 250.000 Objekte. Der 71 m hohe Förderturm mit Personenaufzug und zwei Aussichtsplattformen in 50 und 62 m Höhe bietet einen weiten Panoramablick über das Ruhrgebiet.
Die Keimzelle des Deutschen Bergbau-Museums war die nicht öffentliche Schau- und Lehrausstellung „Bergbaulicher Utensilien“, die im Jahr 1868 von der Westfälischen Berggewerkschaftskasse (WBK) in Bochum für Unterrichtszwecke eingerichtet wurde. Rund 60 Jahre später erfolgte am 1.4.1930 die Gründung des „Geschichtlichen Museums für Bergbau“ durch die WBK und die Stadt Bochum, erste Ausstellungshalle war die ehemalige Großviehschlachthalle auf dem Gelände des stillgelegten Bochumer Schlachthofes. Nach den Plänen des Industriearchitekten Fritz Schupp wurde 1935 ein Neubau mit zusätzlicher Ausstellungsfläche errichtet; ab dem Jahr 1936 begann der Bau des Anschauungsbergwerkes, das bis 1940 bereits Schächte, Strecken und Querschläge mit 600 m Länge in rund 17 m Tiefe umfasste. Die Restaurierungsarbeiten der Beschädigungen aus dem Zweiten Weltkrieg dauerten bis 1946, danach konnte der Museumsbetrieb wieder aufgenommen werden. In den folgenden Jahrzehnten wuchs das Museumsgelände sukzessive weiter, wichtige Ereignisse waren:
— Errichtung des „Mittelbaus“ (1953)
— Gründung des Bergbau-Archivs (1969)
— Aufstellung des Förderturms (1973)
— Umbenennung in Deutsches Bergbau-Museum (1976)
— Anerkennung als Forschungsmuseum (1977)
— Eröffnung des „Erweiterungsbaus Süd“ (1986)
— Einweihung des Neubaus „Schwarzer Diamant“ (2009)
— Eröffnung des Seilfahrtsimulators (2014).
Unter Tage gingen die Ausbauarbeiten ebenfalls weiter; das Besucherbergwerk in 20 m Tiefe unter dem Museumsgelände weist seit 1960 ein 2,5 km langes Streckensystem auf, in denen die Betriebsabläufe eines Steinkohlen- und eines Eisenerzbergwerks demonstriert werden.
Das Anschauungsbergwerk – Leben und Arbeit unter Tage
Das originalgetreue Schaubergwerk ist über einen Aufzug mit dem Museum und dem Förderturm verbunden, es wurde ausschließlich zu Demonstrationszwecken angelegt und diente niemals der Gewinnung von Bodenschätzen. Der größte Teil des Streckennetzes ist dem Steinkohlenbergbau gewidmet. Bei einer Temperatur von rund 12 °C erhalten Besucher reale Einblicke in die Entwicklung des Bergbaus von der mühsamen Handarbeit bis zum modernen automatisierten Schildausbau. In drei getrennten Vortrieben wird der technische Fortschritt bei der Kohlegewinnung demonstriert, die Palette der gezeigten Werkzeuge und Maschinen reicht dabei von der einfachen Keilhaue über Abbauhammer, Bohrwagen und Kohlenhobel bis zu Doppelwalzenlader und Tunnelfräser. Die Beförderung der gewonnenen Kohle zeigen verschiedene Förderbänder, eine Einschienenhängebahn und die Transportzüge mit Elektrolokomotiven. Besondere Ausstellungsstücke sind ein Grubenfahrrad, ein Modell des Grubenpferdes Tobias und eine Dahlbuschbombe zur Rettung verschütteter Bergleute. Die größte Attraktion bildet der Aufenthalt in dem Seilfahrtsimulator, der als nachgebauter Förderkorb die Grubenein- und Ausfahrt wirklichkeitsnah mit Temperaturerhöhung, Rütteln und Fahrtwind simuliert.
In der Abteilung Eisenerzbergwerk wird die Gewinnung von Eisenerz in der Kammerbauweise gezeigt, wie sie bis 1980 in Norddeutschland üblich war. Bei dieser Abbauform bleibt zwischen den Kammern jeweils ein Gebirgsabschnitt stehen, um die Standfestigkeit der Strecken zu gewährleisten. Drei Abbaukammern thematisieren die Gewinnung des erzhaltigen Gesteins durch Bohren und Sprengen, ein Bohrwagen und ein Sprengfahrzeug mit kompletter Ausrüstung können hier besichtigt werden. Zwei weitere Kammern demonstrieren den Abbau mittels Teilschnittmaschinen, deren Schneidmeißel das Erzgestein aus dem Gebirgsverband lösen; Doppelketten- bzw. Gurtbandförderer transportieren anschließend das Gestein zu den bereits gebrochenen Haufwerken. Die Weiterbeförderung zur Entladestelle übernimmt ein riesiger Schaufel-Radlader mit Kipplenkung.
Museum und Ausstellungen – die ganze faszinierende Welt des Bergbaus
Die Museumseinrichtungen über Tage beinhalten eine große Dauerausstellung und wechselnde Sonderausstellungen, wobei die permanente Ausstellung wiederum in mehrere Themenbereiche untergliedert ist. Einen Museumsschwerpunkt bildet die Bergbautechnik unter Tage, umfangreiche Informationen gibt es zusätzlich über Tage-, Meeres- und Bohrlochbergbau. Weitere Ausstellungseinheiten in diesem Bereich enthalten die Aufbereitung und Rohstoffveredlung der geförderten Kohle durch Verkoken oder Brikettieren; dieser Arbeitsschritt wird an einer Brikettpresse im Originalzustand des Jahres 1901 gezeigt, während das Kokereiwesen durch ein aufklappbares Modell erklärt wird.
Zur Bergbautechnik gehören weiterhin die Abteilungen Grubenbeleuchtung, Wasserhaltung, Bewetterung, Grubenausbau, Förderung und Großmaschinen. Einige Exponate sind so schwer, dass sie im Hinblick auf die Tragfähigkeit der oberen Stockwerke im Maschinenkeller des Museums aufgestellt werden müssen. Die Ausstellungseinheit Rohstoffe und Geowissenschaften widmet sich dem Aufbau verschiedener Lagerstättentypen; sie zeigt Fundstücke aus Mineralogie, Geologie und Paläontologie, ein ganz besonderes Objekt ist der Stammrest eines 300 Millionen Jahre alten versteinerten Schuppenbaumes. Eine eigene Museumshalle informiert über bergbauliche Kunst und Kultur im Lauf der Jahrhunderte. Die Bedeutung des Bergbaus im kulturellen Leben belegen wertvolle Schmuckstücke aus Edelmetallen, uralte Steinreliefs, Handschriften und Figuren aus Holz oder Porzellan, sehr häufig sind Darstellungen der Heiligen Barbara als Schutzpatronin der Bergleute.
Die Sonderausstellungen finden in dem Anbau „Schwarzer Diamant“ auf 861 m² Fläche statt, die Bezeichnung erhielt das Gebäude aufgrund seiner tiefschwarzen, glitzernden Fassade; passend dazu befindet sich im Eingangsbereich das Geschenk eines Bochumer Juweliers, der dem Museum einen Schwarzen Diamanten mit einem Edelsteingewicht von 3,401 Karat übergab. Die Themen der Sonderausstellungen reichen von der Bergbaugeschichte über Montanarchäologie und Erfindungen bis zu Auswirkungen des weltweiten Bergbaus im gesellschaftlichen Leben und in der Wirtschaft, wobei fertige Ausstellungen auch von Partnermuseen übernommen und gezeigt werden.
Die Forschungseinrichtung – Bergbau früher und heute
Als anerkanntes Forschungsmuseum unterhält das DBM in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität enge Beziehungen zu der integrierten Forschungseinrichtung, deren Schwerpunkte in den Bereichen Bergbaugeschichte, Montanarchäologie, Archäometallurgie, Materialkunde und Archäoinformatik liegen. Die Forschungsarbeiten beschäftigen sich fachübergreifend mit den technischen, ökonomischen und soziokulturellen Aspekten des Bergbaus und deren Wandel im Laufe der Zeit. Die grundlegenden Arbeiten finden teilweise vor Ort im Zuge von Ausgrabungen statt wie bei der Rekonstruktion einer prähistorischen Eisen- und Kupferverhüttung; ergänzt wird die Feldforschung durch umfangreiche Materialanalysen im Labor und durch die Darstellung der Ergebnisse mit modernsten Auswertungsmethoden. Ein wichtiger Punkt ist neben Forschung und Dokumentation die Archivierung von Bergbauakten, Grubenrissen, Fotos und Filmen, die Bibliothek im Bergbau-Archiv umfasst mittlerweile 7.600 Monografien, 320 Zeitschriften und über 150.000 Fotos.
Treffpunkt Museum – Ausflugsziel und Bildungsstätte
Das DBM ist mehr als ein reines Anschauungs- und Ausstellungsmuseum, in den Räumlichkeiten finden auch Veranstaltungen wie Konzerte, öffentliche Vorträge, Geburtstagsfeiern, Seminare und Kongresse statt. Bei speziellen Führungen wird auf bestimmte Themen oder Zielgruppen eingegangen, häufig sind hier Schulklassen bei einer Bergbaurallye anzutreffen. Das Museumsgelände ist bis auf wenige Stellen im Schaubergwerk barrierefrei gestaltet; beliebte Anlaufstationen stellen die Cafeteria „Grubengold“ und der Museumsshop dar. Als denkwürdiges Ereignis können sich Brautpaare in der Steigerstube des Anschauungsbergwerks standesamtlich trauen lassen; mit dem Aufzug geht es anschließend zum Sektempfang auf den Förderturm – Glück Auf!